Schade: Steile Ideen für einen Entwurf, so wie für den Grand Tower in Franfurt a.M., wird es beim IBA-Wettbewerb für das Kaelble wohl nicht geben.
„Wir wollen eine Lösung, die zu unserer Stadt passt und kein Fremdkörper ist“, zitiert die Backnanger Kreiszeitung Stefan Setzer. Der Baudezernent bezieht sich auf den IBA-Ideenwettbewerb für das Quartier Backnang West. Dort sollen Gebäude mit maximal fünf Stockwerken gebaut werden.
So eine Einschätzung könnte man voreilig als rückwärtsgewand einordnen oder als „kleinbürgerliche Gedankenwelt“ und sich wieder den schönen Dingen des Alltags widmen. Doch wahrscheinlich ist es viel schlimmer. Wer Architekten zu einem „Ideenwettbewerb“ einlädt – und offensichtlich haben mehr als 100 Büros weltweit Interesse signalisiert – sollte die Gedankenschranken nicht hinter Allmersbach fällen.
Wie können Architekten aus New York, Kambodscha und Südamerika zur Spitzenform auflaufen und faszinierende Entwürfe liefern, wenn ihnen solche Denkschellen angelegt werden? Wenn der Eindruck entsteht, provinziales Gehabe stehe über dem Freigeist der Architektur?
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es muss längst nicht alles gebaut werden, was an planerischer Inspiration vorliegen könnte. Aber Ideen von vorneherein auszubremsen, zeichnet nicht von städtebaulicher oder gesellschaftlicher Weitsicht – um gar nicht erst von „Vision“ zu sprechen.
Das aber wäre der Job eines Oberbürgermeisters (gewesen): Den Gemeinderat zu gewinnen, seine Vertreter zu begeistern, für einen visionären Masterplan, der freies Denken nicht nur erlaubt, sondern fördert. Dafür zu brennen, dass Backnang keine Stadt spießiger Giebeldächle bleibt.
Der Amtsleiter sagt laut Zeitungsbericht: „Wir wollen Engagement, Leidenschaft und Hingabe für dieses Projekt erkennen“. Da könnte sich der Beobachter fragen, in welcher Schublade hat eigentlich der OB seine Inbrunst für das IBA-Projekt vergraben? So aber passt die Ausschreibung – er verdient das Wort „Idee“ gar nicht – für diesen „Wettbewerb“ ins Bild bräsiger Beamter, die am Gewohnten hängen, wie ein Kleinkind an Mamas Rockzipfel.
Veränderung braucht nun Mal Mut. Davon ist hier nichts zu spüren.
Schade, Backnang: Chance vertan!