IBA-Brache bekommt banales Leitbild

Wie passend, die Stadt präsentiert das IBA-Leitbild mit einem Kasperltheater. Damit zeigt die Verwaltung, was sie mit der als IBA-Gelände geadelten Brache treibt: eine Provinzposse.

Wer die neun Leitsätze liest, erinnert sich an die Streiche der Schildbürger. Die von gerade einmal 250 Bürgern und ein paar Experten zu Papier gebrachten Leitlinien schliddern grandios an der Realität vorbei.

Backnangs Baudezernent Stefan Setzer wartet im Kaelble-Areal auf besseres Wetter. FOTO: Edgar Layher

Ein Beispiel gefällig? Bitteschön: Als ob Backnang eine Insel der Glückseligen wäre, will sich die Stadt mit dem Zuzug von 1200 Menschen im neuen Quartier West bis zu 15 Jahre Zeit lassen. Wer es noch nicht gemerkt hat: diese Menschen sind schon da! Die Wohnungsnot ist frappierend. So ein Satz klingt in den Ohren der Betroffenen mindestens so arrogant, wie die Absage des OBs an „hochtrabende Hochhauspläne“. Der Mann hat wirklich nichts verstanden. Schlicht überfordert und überbezahlt.

Und weiter geht’s im Stadttheater: Augenscheinlich altruistisch streben die Möchtegernmacher ein urbanes Quartier mit hoher Dichte an. Mehr als 140 Menschen pro Hektar sollen es aber bitteschön nicht sein. Klar ist jedoch, die doppelte Dichte wäre notwendig, um die Wohnungsnot zu lindern.

Ansonsten ist die Banalität der Liste kaum auszuhalten. Unter Zweitens ist aufgeführt: „Wir bauen auf dem auf, was da ist“. Auf was denn sonst, fragt sich der verwunderte Leser. Oder unter Punkt vier fordern die Listenpinsler eine „ökologisch anspruchsvolle Bebauung“. Wer nun glaubt, irgendwer baut teure Öko-Vorzeigehäuser, um sie dann günstig an sozial Schwache zu vermieten, ist naiv. Das erkennt sogar der Leiter der hiesigen Lokalredaktion in seinem Kommentar.

Worte wie Arbeitsplätze, Qualifikation, Produktion oder gar die hiesigen Künstler finden im angeblich klaren Auftrag keinen Raum. Medizinische Versorgung übrigens auch nicht. Bleibt abzuwarten, was die Planer im Wettbewerb vorschlagen. Und was die Stadt damit anrichtet. Den letzten Masterplan eines international renommierten Architekten hat sie ignoriert. Geschieht das wieder, wäre es der Provinzposse nächster Teil.

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